
Schockdiagnose Krebs
Mitte Dezember 2024 fing Jace an vorne rechts zu lahmen. Ich habe ihn direkt komplett durchgeröngt und zusammen mit Kollegen geschaut, ob wir was Auffälliges finden. Aber nein, knöchern war nichts zu sehen. Also lief er erstmal nur am Geschirr und an der langen Leine und bekam Schmerzmittel und Physiotherapie. Es schien als käme der Schmerz von der Schulter, weswegen er auch nicht mehr springen oder Treppen laufen sollte. Nach einer Woche schien es als hätte er Schmerzen an den Pfoten, also kaufte ich ihm noch Schuhe. Damit lief er auch wieder besser. Nachdem es jedoch nach vier Wochen nicht besser wurde, vereinbarte ich einen Termin beim Orthopäden, damit er dort noch mal durchgeschaut wurde. Außerdem ließ ich sein Blut kontrollieren, vor allem auch auf Reisekrankheiten, da wir ja viel unterwegs im Süden waren. Die Blutergebnisse waren alle unauffällig. Beim Orthopäden wurde der Verdacht eine Bizepssehnen-Pathologie ausgesprochen und er bekam Kortison ins Gelenk. Er wurde weiterhin geschont und lief auch nach zwei Tagen wieder besser, fing an Spielaufforderungen von Merlin anzunehmen. Doch nach einer Woche wollte er das rechte Bein gar nicht mehr belasten. Er hielt es die meiste Zeit hoch und wenn er irgendwie komisch aufkam oder sich freute und mir die Pfoten auf die Schulter stellte, schrie er auf.
Also ging es wieder zum Orthopäden und er riet zu einem orthopädischen Ultraschall, den er aber nicht machen könnte, aber in Gießen gibt es Orthopäden, die das machen. Also einen Termin in der Vetchirurgie Pohlheim ausgemacht um dort weitere Untersuchungen zu machen. In meinem Bewusstsein war schon, nach den ersten vier Wochen als es keine Besserung gab, immer ein schlechtes Gefühl und ich habe an einen Tumor gedacht. Einfach irgendwas Blödes, was man nicht einfach sieht. Natürlich haben mich alle immer versucht zu beruhigen und mir gesagt ich soll nicht immer vom schlimmsten ausgehen. Aber ich hatte einfach kein gutes Gefühl.
Jace zeigt mittlerweile Meideverhalten bei Untersuchungen, weil er Schmerzen hatte und schon so viele an ihm rumgemacht haben. Der Orthopäde fand einen Strang, der nach oben zog und rief direkt seine Ultraschallerin an, ob sie noch vorbei kommen könnte um ihn zu untersuchen. Glücklicherweise war das möglich und Jace wurde geschallt. Seine Bizepssehen und das Schultergelenk sahen gut aus, aber der Nerv war 5x so breit wie er im Normalfall sein sollte. Jace hatte also einen Tumor am Nerven, er hat Krebs. Ich habe mich für den Moment echt gut gehalten, habe zugehört und es wurde zum MRT geraten um zu schauen wie weit sich das ganze nach oben Richtung Wirbelsäule zieht. Je nachdem richtet sich die Prognose.
Ums MRT in der Uni Klinik kümmern sie sich, damit wir schnell einen Termin bekommen. Während Chris bezahlt, gehe ich schon mit Jace ins Auto und da sind die Dämme gebrochen. Ich habe geheult, ich habe geschrieen, mir selber Vorwürfe gemacht, dass ich erst so spät etwas gemerkt habe und eine unglaubliche Angst vor dem was noch passieren könnte.
Am nächsten Tag kam der Anruf, dass wir nächsten Donnerstag einen Termin für das MRT bekommen haben. Also wieder eine Woche warten, Jace so gut zu unterstützen, dass er keine Schmerzen hat. .
Um 8:30 Uhr kamen wir in der Uni Klinik an und meldeten uns an. Um 9:00 Uhr war der Termin fürs MRT. Nachdem wir bis 10.00 Uhr im Wartezimmer warteten kam die Inforation, dass wir uns noch bis 12:00 Uhr beschäftigen könnten, da noch Notfälle dazwischen kamen. Wir sind also noch eine Runde spazieren gegangen. Dabei sind wir irgendwie auf einen recht schlammigen Weg geraten, sodass wir danach erstmal Jace mit Wasser und Tüchern, die wir gekauft haben, auf dem Parkplatz geputzt haben. Um 12.30 Uhr kam die Ärztin für eine neurologische Untersuchung und Besprechung. Da es sehr voll war, habe ich Jace gehalten, während sie den Venenzugang geschoben hat. Dann wurde Jace mitgenommen. Das ganze sollte ca 1,5 Stunden dauern und wir werden angerufen, wenn er fertig ist.
Wir fuhren zu einer Freundin um dort auf den Anruf zu warten und uns zu beschäftigen. Nachdem um 15:30 Uhr noch kein Anruf kam, riefen wir selber an und bekamen die Antwort, dass Jace jetzt dran wäre. Um 17:00 Uhr fuhren wir zurück in die Klinik. Bei der Besprechung, teilte man uns mit, dass der Tumor bis kurz vor die Wirbelsäule zog. Es wurde auch eine Biopsie genommen, sowie ein Liquorprobenentnahme gemacht. Die Ergebnisse kämen so im Verlauf der nächste Woche. Das gute war, der Tumor ist noch nicht in der Wirbelsäule und im Rückenmark und es ist operabel, aber um ran zu kommen, muss das Bein amputiert werden. Wenn wir das nicht wollten, stände die Euthanasie im Raum, da Jace Schmerzen hat und es sich nur weiter ausbreitet. Das kam natürlich für uns natürlich gar nicht in Frage.
Am nächsten Tag habe ich dann wieder bei der Vetchirurgie in Pohlheim angerufen um alles mit dem Tierarzt zu besprechen, der Jace untersucht hat. Da ich bei ihm ein super gutes Gefühl hatte und ihm vertraue, wollte ich, dass Jace dort operiert wird. Wir waren uns auch einig, dass es schnell gemacht werden soll, damit Jace keine Schmerzen mehr hat. Und so hatten wir eine Woche später am Donnerstag den OP Termin. Die Ergebnisse von Gießen waren auch schon da, Im Liquor wurde nichts gefunden und die Biopsie lieferten kein eindeutiges Ergebnis. An sich war es erstmal sowieso egal, da klar war, dass Jace operiert werden sollte und das ganze raus muss.
Ich war dabei als Jace in Narkose gelegt wurde und dann hieß es wieder warten. 1,5 Stunden später konnten wir wieder zu ihm. Er hatte die OP gut überstanden. Es war ein 10,5 cm großer Tumor, den Jace die Probleme gemacht hat. Jetzt hieß es wieder hoffen und bangen, dass alles raus war. Jace hat recht lange nachgeschlafen, bis wir endlich gehen konnten. Aber man bekommt ja auch nicht jeden Tag ein Bein amputiert. Wir blieben wieder in Gießen bei meiner Freundin, damit wir, falls was sein sollte, schnellstmöglich wieder in die Chirurgie fahren konnten. Aber was soll ich sagen, als wir gegen Abend die erste kleine Runde mit JAce draußen waren, ist er gelaufen, als würde er schon immer auf drei Beinen laufen. Er ist einfach los, als wäre nichts gewesen.
So viele Sorgen, die ich mir gemacht habe, ob er damit gut zurecht kommen wird, waren umsonst. Er hat gezeigt, dass er leben will und dass ihn nichts aufhält. Mein kleiner Superheld!
Das Pathologieergebnis fiel auch positiv aus. Der Tumor ist komplett raus und die Rezidivrate ist gering.
